„Für alle weht der Wind, die nicht mehr zurück nach Deutschland wollen.“
1 Monat ist nun wieder vergangen. Wahnsinn, wo bleibt die
Zeit?! Aber gut, das Thema hatten wir ja schon häufiger.. wo fange ich also
dieses Mal an?
Genau, die nächste Runde in der Schule hat begonnen, der „zweite
Term“ ist gestartet. Zunächst einmal haben Madame Franziska und Madame Alina
die „Certificates“ für den Sportunterricht in den Klassen verteilt, die neben
des Lobs an die ausgewählten Schüler und Schülerinnen auch als kleine
Motivation für den anstehenden Term gedacht sind, denn nur die besten Schüler und
Schülerinnen bekommen eine Urkunde mit ihrem Foto. 2 Tage nach dem Verteilen der
Urkunden kam sogar ein Schüler, der eine Urkunde erhalten hatte zu uns und
meinte, dass sein Vater ihm neue Fußballschuhe gekauft hätte, weil er ihm die
Auszeichnung für den Sportunterricht gezeigt hatte. Na da hat sich die ganze
Sache doch sofort gelohnt! :-) Jedes Mal
nach dem Sportunterricht kommen die Schüler nun zu uns und fragen nach der
Urkunde. Es zeigt also doch schon eine kleine Wirkung.. Der Sportunterricht
läuft immer besser, es macht immer mehr Spaß. Auch wenn die Sonne uns sehr zu
schaffen macht, ist es immer wieder schön, die Schüler für den Unterricht
abzuholen, die vor Freude jedes Mal in die Luft springen.
Endlich, endlich, endlich kann ich nun auch über unser
Projekt „die Culture Group“ berichten. Die Trommeln stehen seit 3 Wochen in der
Schule und auch die Tanz- und Trommellehrer waren bereits einige Male da, um
den Schüler erste Tanzschritte und Trommelrhythmen zu zeigen. Ich muss sagen:
Es hat sich gelohnt. Wir bereuen nicht eine Sekunde das Projekt ins Leben
gerufen zu haben. Die Schüler freuen sich immer wieder auf die nächste Stunde
und auch die Kinder, die nicht teilnehmen, haben beim Zugucken ihren Spaß. 2
Mal in der Woche findet nun der Unterricht statt. Ich kann es kaum fassen, dass
es tatsächlich funktioniert hat. Ich sehe zwar wahrscheinlich neben den
talentierten Kindern beim Tanzen ziemlich dämlich aus, aber solange sich die Schüler
daran erfreuen können, mache ich auch das gerne. Und jede Stunde wieder dieser
kleine „Glücksmoment“, in dem mir bewusst wird, wie schön das Leben doch sein
kann. Und wem haben wir das zu verdanken? Unseren Spendern, ohne die das alles gar nicht möglich gewesen wäre! Tauend Dank an euch! :-)
Nach 3 Wochen Schule ging es dann auch schon wieder raus,
denn unser Zwischenseminar stand an (meine Entsendeorganisation „VIA e.V.“ hat
11 Tage Vorbereitungsseminar, 8 Tage Zwischenseminar und 5 Tage
Nachbereitungsseminar vorgesehen). Da das Ganze an einem Montag in der Nähe von
Accra stattfand, entschieden wir uns das Wochenende vorher nach Accra selbst zu
fahren, um uns dort unter anderem den Kunstmarkt anzuschauen. Wir haben in
einer günstigen, aber sehr guten Unterkunft in einem Stadtteil von Accra, der
sich „Osu“ nennt, geschlafen. Osu ist als der reichste Teil Accras zu
bezeichnen. Und das wird an folgendem deutlich: es gibt mehrere Supermärkte, in
denen man für 30 Cedis (umgerechnet ca. 13 Euro) Eis-Creme kaufen kann. Die
Häuser sehen zum Teil sehr luxuriös aus und es gibt zahlreiche Cafés, in denen
man Muffins für umgerechnet 3 Euro kaufen kann. Außerdem sind bestimmte
Fast-Food-Ketten, wie Burger King, Pizza Inn u.ä. vorhanden. Alles in einem:
Ich war plötzlich in einer völlig anderen Welt. Ja wirklich, wer seinen
Aufenthalt in Ghana hier beginnen sollte, der hätte sofort ein falsches Bild.
Natürlich gehört auch der Teil wie jeder andere Teil Accras zu der Hauptstadt,
doch trotzdem erscheint alles so anders. Diese pompösen Häuser und Ausstattungen
in den Cafés, die mit unzähligen Produkten überfluteten Supermärkte, die
reichen Menschen, die als Abendessen eine ca. 10 Euro teure Pizza genießen… es
war ganz komisch. Als ob ich ewig nicht mehr an einem solchen Leben teilgehabt
hätte. Es kam mir alles so suspekt, ja so fremd vor. Als wir uns im Pizza Inn
etwas gegönnt hatten (irgendwie kommt man ja nicht dran vorbei), fühlte ich
mich ganz unwohl dabei. Und ich habe jetzt schon Angst davor, nach Deutschland
zurückzukehren und von dem ganzen Konsum und dem Angebot überwältigt zu werden.
Klar ist es auch etwas Schönes, zwischen mehreren Käsesorten wählen zu können,
trotzdem wird es in der ersten Zeit doch ein wenig zu viel für mich sein, so
viel steht bereits fest.
Am Montag ging es dann weiter Richtung „Kokrobitey“, ein
kleines „Reggae-Dörfchen“ in der Nähe von Accra. Sogar in dem Hotel, in dem das
Zwischenseminar stattfand, war ich zunächst etwas überwältigt. Die Ausstattung,
die Bäder… ja und sogar richtige Betten! Wenn man 5 Monate lang auf einer
Matratze auf dem Boden schläft, dann erscheint einem sogar ein richtiges Bett
als etwas unglaublich Luxuriöses. Die Anlage war wunderschön und der Strand,
der direkt nebenan war ein Traum. Das Seminar fand auf einer Dach-Terrasse
statt, auf der man den Strand und das Meer sehen konnte. Wir lernten zudem
endlich Christin, unsere deutsche Koordinatorin kennen, mit der man bereits
zahlreiche Mails ausgetauscht und einige Telefonate geführt hatte, die man aber
noch nicht persönlich kannte. Außerdem waren auf dem Zwischenseminar auch 6 Freiwillige
aus Togo eingeladen. Das Beste an dem ganzen Seminar bestand dann auch
eigentlich darin, Erfahrungen austauschen zu können – mit den Freiwilligen aus
Togo wie mit den „Ghana-Leuten“, die man zwar bereits kennt, von denen man doch
aber noch viel zu wenig weiß. Diese 8 Tage taten unheimlich gut. Ich konnte
mich entspannen und neue Kraft (man hat sich morgens bis abends bekochen
lassen, musste nicht waschen, spülen, aufräumen,… ;-) ), wie auch neue
Motivation für die kommende Zeit sammeln. Die Gespräche in der Gruppe und
natürlich auch die vielen Einzelgespräche zwischendurch waren für mich sehr
hilfreich (einfach nur über alles zu reden tut ja bekanntlich immer gut). An
einem Tag waren wir im „National Museum“ in Accra und an einem anderen Tag
haben wir einen Ausflug in ein Projekt, das geistlich behinderte Kinder
unterstützt, gemacht. Außerdem waren wir an 2 Abenden in der Stadt, um in den
Geburtstag einer der Freiwilligen aus Ghana rein zu feiern und dann natürlich
noch den Geburtstag selbst zu feiern. :-) Ansonsten, wie es nun mal bei einer
solchen Lage ist: Strand, Sonne, Meer :-) Themen, die unter anderem besprochen
wurden, waren folgende: Reflexion, Entwicklungszusammenarbeit, Organisatorisches,
Kolonialismus, Konfliktlösung, Projektideen, Rückkehr nach Deutschland. Es
waren mal wieder sehr intensive, schöne und aufschlussreiche Tage, in denen man
sich viel Zeit nehmen konnte, über alles bereits Passierte Gedanken zu machen
und alles zu reflektieren. Und mal wieder habe ich gemerkt, dass die „Ghana-Runde“
und ganz besonders meine WG-Leute einfach die Besten sind. Einmal haben wir als
Warm-Up das Spiel „Für alle weht der Wind, die..“ gespielt, bei dem es darum
geht, dass einer, der in der Mitte eines Stuhlkreises steht, den Satz „Für alle
weht der Wind, die..“ weiterführt, zum Beispiel mit den Worten „.. ein blaues
Shirt tragen“ oder „.. Schokolade lieben“ und dann versucht, einen Sitzplatz zu
ergattern, während alle die, auf die das zutrifft aufstehen und sich einen
anderen Sitzplatz suchen. Als der Satz fiel „Für alle weht der Wind, die nicht
mehr zurück nach Deutschland wollen“, standen 4 Leute auf – und zwar meine WG.
Von 28 Leuten standen wir 4 auf, was mir mal wieder gezeigt hat, wie
unglaublich wohl wir uns hier fühlen und dass ich einfach die besten WG-Partner
habe, die man sich nur wünschen kann! :-)
Als wir anschließend wieder in die Schule zurückgingen,
hatte ich wohl einen der bisher schönsten Momente in Ghana. Da die Kinder
dachten, wir wären wieder zurück nach Deutschland gegangen, haben sie sich alle
riesig gefreut uns wiederzusehen. Ein Mädchen kam sogar mit Tränen in den Augen
zu mir und meinte „Madame, you are back“. Da kamen auch mir beinahe die Tränen.
Vor allem aber die Fortschritte in der Culture Group waren unglaublich. Die
Kinder hatten bereits einen kompletten Tanz gelernt und ich frage mich jetzt
schon, wie wir das nachholen sollen. Die Kinder sind uns eindeutig ein paar
Schritte voraus! Es gibt übrigens ein
paar Neuigkeiten auf unserer Seite www.aboom-culturegroup.blogspot.com
die beiden Lehrer :-)
Aufwärmen/Dehnen am Anfang der Stunde
So, mehr gibt es momentan nicht zu erzählen. Ich schicke
euch allen ein paar warme Sonnenstrahlen in das kalte, verschneite
Deutschland.
Eure Alina
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