Mai '13



13.05.

Gute Reise, gute Reise!


Ich glaube ich übertreibe nicht, wenn ich behaupte, dass es sich bei unserer Reise um die Art „Backpacker-Tour“ handelte, von der ich immer geträumt habe... und dass diese 2 ½ Wochen zu den unvergesslichsten Wochen meines Lebens zählen!

Zunächst ging es also los Richtung Kumasi. Kumasi besitzt den größten Markt West-Afrikas und das sieht man sofort. Marktstände so weit das Auge reicht. Auf den ersten Blick wie ein riesig großes Chaos ohne jegliches Muster, auf den zweiten Blick dann doch so viel mehr. Der ganze Markt war in Abteile unterteilt. In dem Abteil „Stoffe“ hätten wir uns wohl ewig aufhalten können. 

                                                          Die Dächer des Central Markets





Weiter Richtung Königspalast und einem Museum, das in dem Palast des ersten Königs errichtet wurde. Kumasi ist die Hauptstadt der Ashanti Region, in der es bis heute Könige gibt. „Von allen ghanaischen Königen ist der König von Ashanti der mächtigste, ohne dessen Mitwirkung würde es jede Regierung in Ghana schwer haben.“ (Reiseführer Ghana von Jojo Cobbinah). Der jetzige König von Ashanti heißt übrigens Nana Osei Tutu II. 

Schließlich fuhren wir noch zu einem Dorf in der Umgebung, in der wir uns Perlenmacher anguckten. Man verwendet feines Pulver, das man aus gemahlenem Glas von gebrauchten Flaschen gewinnt, vermischt dieses mit Farbstoff, gießt es in Formen und brennt es bei hohen Temperaturen in einem wunderbaren Ofen. :-) 





Anschließend ging es schon in den Norden, in die Hauptstadt der Northern Region Tamale. Die Überschrift für den Norden in dem Reiseführer ist „Das andere Ghana“. Ich hätte es nicht besser ausdrücken können. Man befindet sich noch in demselben Land und doch ist so viel anders. Die meisten Menschen in dieser Region gehören dem Islam an und das ist sofort zu sehen: viele, viele Moscheen und die Mehrheit der Frauen ist verschleiert. Noch ein großer Unterschied zum Süden: Fortbewegungsmittel sind hier hauptsächlich Motorräder und Roller. Familien, die auf einem Motorrad fahren, verschleierte Frauen, die zusammen durch die Straßen fahren... ein schönes Bild :-) Auch das Klima änderte sich. Die Luftfeuchtigkeit ist niedriger, die Sonnenstrahlen intensiver. Ich weiß nicht genau, wie ich es beschreiben kann, aber ich habe mich tatsächlich sehr wohl gefühlt. Die Menschen sind sehr freundlich und man wird kaum angebettelt. Auf dem Central Market und dem Kunsthandwerksmarkt hätten wir Stunden verbringen können, denn die Menschen haben kaum versucht, uns in ihre Läden zu ziehen.

                                          Möglichst viele Menschen befördern? Kein Problem! Ganz easy!
                                            Die Zentral-Moschee und damit auch die Schönste

Ebenfalls im Norden befindet sich Ghanas größter Nationalpark. Allein der Weg zum Mole-Nationalpark war schon abenteuerlich. Die Straßen im Norden sind kaum geteert und Schlafen im Bus konnte man aufgrund der vielen kleinen Hügel vergessen. Auf dem Weg fuhren wir an vielen kleinen Dörfern vorbei. Dörfer, die völlig abgeschottet von der Außenwelt waren, so wie es uns schien. Weit und breit nichts anderes zu sehen und die Menschen wirkten wie eine eigenständige Familie, die sich selbst versorgt. Die selbstgebauten Hütten und das Kochen vor den Häusern begeisterte uns auf eine ganz besondere Weise. Die Menschen schienen ihr Leben ohne Kontakt zu anderen Städten und Dörfern zu meistern.
Endlich im Mole-Nationalpark angekommen war es völlig klar, wohin es zu allererst ging: in den Pool! Wir waren seit unserer Ankunft in Ghana niemals in einen Pool gegangen und deswegen war es umso schöner, mal wieder schwimmen zu können und nicht nur gegen die Wellen ankämpfen zu müssen. Unter Sternenhimmel hielten wir uns stundenlang darin auf. Ein gelungener Anfang. 

Am nächsten Morgen standen wir früh auf, um uns den Sonnenaufgang anzuschauen. Es kamen bereits einige Rehe, Affen, Warzenschweine angeschlichen... Um 7 Uhr starteten wir dann zu unserer ersten Tour. Ein Tour-Guide führte uns zu Fuß durch den Park. Sobald er eine Spur auf dem Boden sah erklärte er uns, was für ein Tier vor wie vielen Minuten hier gewesen sein müsste und wir folgten den Spuren. So fanden wir auch schließlich die ersten Elefanten, nachdem wir uns durch den Busch gekämpft hatten. Und ganz plötzlich stehen sie vor dir, diese riesigen und wunderschönen Geschöpfe! Auch auf dem weiteren Weg konnten wir viele Antilopen-Arten in der Ferne beobachten. Außerdem Krokodile, die in den Seen schwammen, Schmetterlinge jeder Art, Affen,.. 











Am späten Nachmittag haben wir dann noch eine Jeep-Tour gemacht und wurden weiter durch den Park gefahren. Ein unvergesslicher Tag, so viel steht fest :-)

















Nachdem wir nach unserem Aufenthalt im Mole-Park noch einen Tag in Tamale verbrachten, machten wir uns schließlich auf den Weg nach Accra, wo wir Marcel trafen, der dann eine Woche mit uns durch die Volta-Region reiste. Einziges Problem war: es gab nur noch 2 Plätze im Bus. Zum Glück durften wir trotzdem noch mitfahren. Wie? Der Gang tut es auch! Und wenn man sich alle 4 Stunden mal abwechselt, dann ist das auch kein Problem. ;-)

Ein peinliches Geständnis: wir regelten alles so, dass wir an einem Dienstag in Accra waren, denn Dienstag war Pizza-Tag! Im reichen Stadtteil von Accra gibt es nämlich ein Pizza Inn, in dem wir uns dann 4 Pizzen zum Preis von 2 gegönnt hatten. Ich muss zugeben, so eine leichte „Schwarzbrot-Krise“ durchlebe ich momentan und da kam die Pizza genau richtig! :-)



Den ersten Tag verbrachten wir mit Marcel an der Grenze zu Togo, denn eigentlich wollten wir ja nach Togo reisen. Nur leider ließen uns die Beamten nicht über die Grenze. Naja, Ghana wäre nicht Ghana, wenn man sich ab und zu spontan eine Alternative suchen muss. Also weiter in die Volta-Region!

Die Volta-Region zeichnet sich durch ihre ganz besondere Landschaft aus. Berge, Wasserfälle, der größte See Ghanas. Es war unglaublich schön. Zunächst fuhren wir nach Amezdofe, die höchste Siedlung Ghanas. Das Dorf war traumhaft schön und hat uns definitiv in ihren Bann gezogen. Der angrenzende Wasserfall und der Hausberg waren super Möglichkeiten für ein Picknick, gemeinsam mit den besten Freunden, was will man mehr?! :-)
                                           auf dem Weg zum Wasserfall..









                                           Aussicht auf dem Berg mit Blick auf das Dorf Amezdofe
                  Danke an Sassi's Papa, der uns mit der Salami in seinem Paket ein wunderbares Picknick beschert hat :-)





                                      in der Ferne: der silberschimmernde Volta-See


Leider wurde Sassi in dieser Nacht krank und verbrachte den darauffolgenden Tag im Zimmer. Aber selbst das Ausruhen und „Nichts-Tun“ kann mit so wunderbaren Freunden unvergesslich werden.

Am nächsten Tag fuhren wir schließlich nach Ho, in die Hauptstadt der Volta-Region, um dort mit Sassi in einer Privatklinik ein Check-Up zu machen (die staatlichen Ärzte Ghanas streiken momentan). Das Ergebnis: Typhus. Die Impfungen geben eben doch keinen hundertprozentigen Schutz. Mit den richtigen Medikamenten ist sie wieder auf die Beine gekommen. Trotzdem entschlossen wir, in ein Dorf zu fahren, in dem wir uns entspannen konnten. Perfektes Ziel dafür: Tafi Atome mit dem Monkey Sanctuary. Während Sassi und Anni im Bett lagen und sich ausruhten, saß ich vor unserer Hütte und las. Eine kurze Zeit später wurde ich bereits von Affen umzingelt. Ich liebe diese Tiere einfach viel zu sehr! :-P Nachdem ich nach mehreren Versuchen die Beiden dazu bewegen konnte, auch nach draußen zu kommen, fütterten wir die Affen mit Bananen, die sie in unseren Händen schälten. Anschließend führte uns ein Mitarbeiter noch durch den Wald des Reservats. „Hier befindet sich ebenfalls eine Herde“ (in dem Reservat bildeten die Affen 5 Herden, die sich untereinander abgrenzten) und nach einem komischen Geräusch, das er mit seinem Mund machte kamen tatsächlich die Affen. Ich glaub es nicht, dieser Mann konnte tatsächlich mit den Affen reden! :-D













Unser letztes Ziel in der Volta-Region war schließlich der WLI-Wasserfall, der höchste Wasserfall West-Afrikas. Bereits meine Eltern empfohlen mir den Wasserfall, den sie immer mit Besuchern aus Deutschland erkundet hatten. Und mal wieder ein unglaublich schöner Tag an einem atemberaubend schönem Wasserfall mit der besten Reisecrew, die ich mir wünschen kann. An dieser Stelle: großes Dankeschön an euch, Mädels und Jungs! ;-)





Bevor es nach Cape Coast zurückging machten wir noch einen Zwischenstopp in Accra. Vor einiger Zeit hatte ich mal in Deutschland einen Bericht über die Elektro-Müllhalde in Accra gesehen und auch die anderen Beiden hatten davon gehört bzw. gelesen und wollten sich das Ganze mal anschauen. Wir fuhren also Richtung Elektroschrott. Was uns als erstes auffiel: alles war grau und trist. Aus der Ferne konnte man bereits schwarze Rauchwolken sehen, die vom Boden aufstiegen. Es war, als ob jemand das ganze Bild auf „Schwarz-Weiß“ gestellt hatte, es gab kaum Farben. Wir stiegen aus dem Auto, um uns das Geschehen vom Nahen anschauen zu können. Frauen, die im Elektroschrott ihr Fufu stampfen oder anderes kochen, Männer, die ihre Elektroteile verkauften, Kinder, die im Elektroschrott wühlten, um etwas Brauchbares zu finden, das man noch verkaufen kann. Noch nie in meinem Leben habe ich mich dermaßen unwohl gefühlt. Anni erzählte uns, dass sie gelesen hatte, dass die Menschen, die dort leben, eine Lebenserwartung von ca. 30 Jahren haben. Es verschlug uns die Sprache. Die Menschen dort leben im Elektroschrott, der tagtäglich verbrannt wird und somit Schadstoffe verbreitet, von denen ich nicht wissen will, was sie genau im Körper verursachen. Es ist schrecklich. Der meiste Elektromüll kommt dabei übrigens aus Europa. Teilweise hatte ich sogar das Gefühl, dass die Menschen uns hinterherriefen und uns beleidigten. Und dann ganz kurz dieser Moment, in dem ich mich für meine Nationalität schämte.

Das war also unsere Reise, die ich niemals vergessen werde. Einfach mit dem Rucksack auf dem Rücken das Land entdecken. Es gibt nichts Schöneres! :-)

Natürlich freue ich mich auch, wieder in Cape Coast, wieder zu Hause zu sein. Das Essen von der Straße war sehr lecker (wir ernährten uns hauptsächlich von Fufu, die ghanaische Spezialität überhaupt), aber trotzdem ist es mal wieder schön, kochen zu können und das zu essen, worauf man gerade Lust hat.

Man kennt die Menschen auf der Straße, im Supermarkt, die bekannten Marktfrauen, die einem immer etwas mehr geben.. Unseren Watchman, der unser Haus bewacht und vor Freude aufgesprungen ist, als er uns gesehen hat. Und es bleibt dabei: ich will hier nicht mehr weg!





28.05.

Ein Lächeln auf das Gesicht eines Kindes zaubern?! Kein Problem!


Und dieses Mal melde ich mich aus dem etwas verregnetem Ghana. Regen, Regen und noch mehr Regen.. so langsam geht es tatsächlich so richtig mit der Regenzeit los. Aber nun gut, in diesem Lande macht sich ja dann auch niemand Stress und wenn es regnet, dann bleibt man eben im Haus. Passend zum Sportunterricht kommt dann oft wieder die Sonne raus und man hat schon wieder das Gefühl, gleich wegzuschmelzen. Kälter wird es daher nicht unbedingt. Ich weiß, Mitleid kann ich von euch deswegen nicht erwarten, schon okay ;-)

                                      so viel zu den Temperaturen hier...

Eine anstrengende Zeit momentan, in der wir zum einen einiges für unseren Sportunterricht und die Culture Group tun, zum anderen ein Team, das wir vorher mit anderen Sportlehrern der Schulen zusammengestellt haben, trainieren. Diesen Donnerstag (30.05.) und Freitag (31.05.) finden nämlich endlich die „sports competitions“ aller Schulen Cape Coasts statt, die schon so oft verschoben wurden. Naja, hoffen wir doch, dass sie stattfinden. Dafür trainieren wir nun unser Team, bestehend aus ca. 40 Schülerinnen und Schülern. Letzte Woche wollten wir uns an einem Tag um 6:00 Uhr morgens am Sportplatz treffen. 6 Uhr: Madame Alina steht verlassen auf dem Sportplatz. 6:30 Uhr: Madame Alina steht mit immerhin 2 Schülern auf dem Sportplatz. 7:00 Uhr: Die 3 Sportlehrer sind versammelt. 9:00 Uhr: Training kann beginnen, denn auch die Schüler sind nun alle eingetroffen. Irgendwie hab ich immer noch nicht so ganz dazu gelernt.. Warten hat sich dann aber gelohnt, das Training war super  ;-)
Also: Daumen drücken, dass unser Team gut abschneidet und die anderen Schulen abhängen kann!!! :-) 

   Sportunterricht mit allen Klassen der 3 Grundschulen auf unserem Gelände und Aufstellen des Teams
                      Das erste Training auf einem größeren Sportplatz in der Nähe


An den Wochenenden lassen wir es uns dafür umso besser gehen. Abends etwas trinken gehen mit unseren Lehrerkollegen (hört sich immer noch ziemlich gut an, oder nicht?! :-) ), das Champions League- Finale in der „Movie Hall“ (tatsächlich wie ein kleines Kino) inmitten vieler lauter Ghanaer schauen, Picknick am Strand, Grillparty, unseren Besuch empfangen… immer noch eine aufregende und spannende Zeit!

Am letzten Samstag war „African Union Day“, ein nationaler Feiertag und dazu nun ein kleiner Vergleich: Was machen die Deutschen, wenn ein Feiertag auf das Wochenende fällt? Richtig, die Deutschen ärgern sich und zwar jeder Einzelne. Was machen die Ghanaer, wenn ein Feiertag auf das Wochenende fällt? Kein Problem, das verschieben wir einfach auf den Montag und schwupps – langes Wochenende. So leicht geht das! ;-)

Und nun zu dem wichtigerem Teil meines Blogeintrags. Wenn ihr den Titel „Ein Lächeln auf das Gesicht eines Kindes zaubern?! Kein Problem!“ gelesen und gedacht habt „klingt gut, aber was meint sie denn damit?!“, hier die kurze Erklärung dazu:
Unser Culture Group-Tanzlehrer und lieber Freund Bright Arthur hat uns neulich Freunde von ihm vorgestellt. Bei diesen Freunden handelt es sich um Kinder zwischen 5 und 16 Jahren. Diese Kinder wohnen in dem Fischerdorf Cape Coasts und befinden sich nach der Schule oft zwischen den Marktständen. Ein Marktstand davon gehört Brights Mutter und daher kennt sie diese Kinder gut. Die Eltern haben oft nicht die Mittel bzw. nicht die Lust, sich um die Kinder zu kümmern und so beschäftigen sich die Kinder eben selbst. Bei jedem Besuch freuen sie sich sehr. Was ihr damit zu tun habt bzw. warum ich davon erzähle? Mein Anliegen ist folgendes: Wenn ihr etwas Gutes tun wollt, dann ist dies ganz leicht getan. Stifte, Lineale, Hefte, Buntstifte, Kleidungsstücke, kleine Spielzeuge uvm. All diese kleinen Dinge würden den Kindern ein Lächeln auf ihr Gesicht zaubern. Falls ihr also zu Hause etwas derartiges findet und es den Kindern zukommen lassen könnt, dann wäre ich und dann wären vor allem die Kinder euch überaus dankbar. Meine Anschrift:

Alina Kelle
c/o Paschal Godwyll
P.O. Box cc1500
Cape Coast
Ghana

Ihr wisst ja: Sharing is caring. Schon mal ein großes Dankeschön dafür. An dieser Stelle auch an großes Dankeschön an Bärbel, die immer wieder Spaß daran hat, mir Schulmaterialien u.ä. für die Kinder zu schicken. Ich weiß das sehr zu schätzen und bin dir sehr dankbar dafür! :-)

                                       Bright mit 6 von den 10 erwähnten Kindern
                                       Keine großen Worte... meine zweite Hälfte, GhanaSister <3

So, nun verbleibe ich in großer Vorfreude auf meinen ersten Besuch. Miri, du musst endlich kommen, ich kann es kaum abwarten! Am 15. Juni ist es endlich soweit und ich freue mich schon, endlich einer Freundin aus Deutschland alles zeigen zu können. Ich freu mich riesig auf dich! :-)

2 Kommentare:

  1. Ghana wäre nicht dasselbe ohne dich. Dieses Land, die Kinder und vor allem ich brauchen dich. Danke, dass ich all diese wunderbaren Momente mit dir teilen darf. Ghanasisters für immer. <3 "Back to the roots"

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  2. Liebe Alina:-), es ist berührend, Dich heute an Orten zu sehen, die wir vor ca. 20 Jahren besucht haben!:-) und es ist immer wieder schön, Deinen blog zu lesen und die wunderbaren Fotos anzuschauen!
    Deine Mama, iluvDss:-)

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