Februar '13

10.02.


„Für alle weht der Wind, die nicht mehr zurück nach Deutschland wollen.“



1 Monat ist nun wieder vergangen. Wahnsinn, wo bleibt die Zeit?! Aber gut, das Thema hatten wir ja schon häufiger.. wo fange ich also dieses Mal an?


Genau, die nächste Runde in der Schule hat begonnen, der „zweite Term“ ist gestartet. Zunächst einmal haben Madame Franziska und Madame Alina die „Certificates“ für den Sportunterricht in den Klassen verteilt, die neben des Lobs an die ausgewählten Schüler und Schülerinnen auch als kleine Motivation für den anstehenden Term gedacht sind, denn nur die besten Schüler und Schülerinnen bekommen eine Urkunde mit ihrem Foto. 2 Tage nach dem Verteilen der Urkunden kam sogar ein Schüler, der eine Urkunde erhalten hatte zu uns und meinte, dass sein Vater ihm neue Fußballschuhe gekauft hätte, weil er ihm die Auszeichnung für den Sportunterricht gezeigt hatte. Na da hat sich die ganze Sache doch sofort gelohnt! :-)  Jedes Mal nach dem Sportunterricht kommen die Schüler nun zu uns und fragen nach der Urkunde. Es zeigt also doch schon eine kleine Wirkung.. Der Sportunterricht läuft immer besser, es macht immer mehr Spaß. Auch wenn die Sonne uns sehr zu schaffen macht, ist es immer wieder schön, die Schüler für den Unterricht abzuholen, die vor Freude jedes Mal in die Luft springen. 




Endlich, endlich, endlich kann ich nun auch über unser Projekt „die Culture Group“ berichten. Die Trommeln stehen seit 3 Wochen in der Schule und auch die Tanz- und Trommellehrer waren bereits einige Male da, um den Schüler erste Tanzschritte und Trommelrhythmen zu zeigen. Ich muss sagen: Es hat sich gelohnt. Wir bereuen nicht eine Sekunde das Projekt ins Leben gerufen zu haben. Die Schüler freuen sich immer wieder auf die nächste Stunde und auch die Kinder, die nicht teilnehmen, haben beim Zugucken ihren Spaß. 2 Mal in der Woche findet nun der Unterricht statt. Ich kann es kaum fassen, dass es tatsächlich funktioniert hat. Ich sehe zwar wahrscheinlich neben den talentierten Kindern beim Tanzen ziemlich dämlich aus, aber solange sich die Schüler daran erfreuen können, mache ich auch das gerne. Und jede Stunde wieder dieser kleine „Glücksmoment“, in dem mir bewusst wird, wie schön das Leben doch sein kann. Und wem haben wir das zu verdanken? Unseren Spendern, ohne die das alles gar nicht möglich gewesen wäre! Tauend Dank an euch! :-)


Nach 3 Wochen Schule ging es dann auch schon wieder raus, denn unser Zwischenseminar stand an (meine Entsendeorganisation „VIA e.V.“ hat 11 Tage Vorbereitungsseminar, 8 Tage Zwischenseminar und 5 Tage Nachbereitungsseminar vorgesehen). Da das Ganze an einem Montag in der Nähe von Accra stattfand, entschieden wir uns das Wochenende vorher nach Accra selbst zu fahren, um uns dort unter anderem den Kunstmarkt anzuschauen. Wir haben in einer günstigen, aber sehr guten Unterkunft in einem Stadtteil von Accra, der sich „Osu“ nennt, geschlafen. Osu ist als der reichste Teil Accras zu bezeichnen. Und das wird an folgendem deutlich: es gibt mehrere Supermärkte, in denen man für 30 Cedis (umgerechnet ca. 13 Euro) Eis-Creme kaufen kann. Die Häuser sehen zum Teil sehr luxuriös aus und es gibt zahlreiche Cafés, in denen man Muffins für umgerechnet 3 Euro kaufen kann. Außerdem sind bestimmte Fast-Food-Ketten, wie Burger King, Pizza Inn u.ä. vorhanden. Alles in einem: Ich war plötzlich in einer völlig anderen Welt. Ja wirklich, wer seinen Aufenthalt in Ghana hier beginnen sollte, der hätte sofort ein falsches Bild. Natürlich gehört auch der Teil wie jeder andere Teil Accras zu der Hauptstadt, doch trotzdem erscheint alles so anders. Diese pompösen Häuser und Ausstattungen in den Cafés, die mit unzähligen Produkten überfluteten Supermärkte, die reichen Menschen, die als Abendessen eine ca. 10 Euro teure Pizza genießen… es war ganz komisch. Als ob ich ewig nicht mehr an einem solchen Leben teilgehabt hätte. Es kam mir alles so suspekt, ja so fremd vor. Als wir uns im Pizza Inn etwas gegönnt hatten (irgendwie kommt man ja nicht dran vorbei), fühlte ich mich ganz unwohl dabei. Und ich habe jetzt schon Angst davor, nach Deutschland zurückzukehren und von dem ganzen Konsum und dem Angebot überwältigt zu werden. Klar ist es auch etwas Schönes, zwischen mehreren Käsesorten wählen zu können, trotzdem wird es in der ersten Zeit doch ein wenig zu viel für mich sein, so viel steht bereits fest.


Am Montag ging es dann weiter Richtung „Kokrobitey“, ein kleines „Reggae-Dörfchen“ in der Nähe von Accra. Sogar in dem Hotel, in dem das Zwischenseminar stattfand, war ich zunächst etwas überwältigt. Die Ausstattung, die Bäder… ja und sogar richtige Betten! Wenn man 5 Monate lang auf einer Matratze auf dem Boden schläft, dann erscheint einem sogar ein richtiges Bett als etwas unglaublich Luxuriöses. Die Anlage war wunderschön und der Strand, der direkt nebenan war ein Traum. Das Seminar fand auf einer Dach-Terrasse statt, auf der man den Strand und das Meer sehen konnte. Wir lernten zudem endlich Christin, unsere deutsche Koordinatorin kennen, mit der man bereits zahlreiche Mails ausgetauscht und einige Telefonate geführt hatte, die man aber noch nicht persönlich kannte. Außerdem waren auf dem Zwischenseminar auch 6 Freiwillige aus Togo eingeladen. Das Beste an dem ganzen Seminar bestand dann auch eigentlich darin, Erfahrungen austauschen zu können – mit den Freiwilligen aus Togo wie mit den „Ghana-Leuten“, die man zwar bereits kennt, von denen man doch aber noch viel zu wenig weiß. Diese 8 Tage taten unheimlich gut. Ich konnte mich entspannen und neue Kraft (man hat sich morgens bis abends bekochen lassen, musste nicht waschen, spülen, aufräumen,… ;-) ), wie auch neue Motivation für die kommende Zeit sammeln. Die Gespräche in der Gruppe und natürlich auch die vielen Einzelgespräche zwischendurch waren für mich sehr hilfreich (einfach nur über alles zu reden tut ja bekanntlich immer gut). An einem Tag waren wir im „National Museum“ in Accra und an einem anderen Tag haben wir einen Ausflug in ein Projekt, das geistlich behinderte Kinder unterstützt, gemacht. Außerdem waren wir an 2 Abenden in der Stadt, um in den Geburtstag einer der Freiwilligen aus Ghana rein zu feiern und dann natürlich noch den Geburtstag selbst zu feiern. :-) Ansonsten, wie es nun mal bei einer solchen Lage ist: Strand, Sonne, Meer :-) Themen, die unter anderem besprochen wurden, waren folgende: Reflexion, Entwicklungszusammenarbeit, Organisatorisches, Kolonialismus, Konfliktlösung, Projektideen, Rückkehr nach Deutschland. Es waren mal wieder sehr intensive, schöne und aufschlussreiche Tage, in denen man sich viel Zeit nehmen konnte, über alles bereits Passierte Gedanken zu machen und alles zu reflektieren. Und mal wieder habe ich gemerkt, dass die „Ghana-Runde“ und ganz besonders meine WG-Leute einfach die Besten sind. Einmal haben wir als Warm-Up das Spiel „Für alle weht der Wind, die..“ gespielt, bei dem es darum geht, dass einer, der in der Mitte eines Stuhlkreises steht, den Satz „Für alle weht der Wind, die..“ weiterführt, zum Beispiel mit den Worten „.. ein blaues Shirt tragen“ oder „.. Schokolade lieben“ und dann versucht, einen Sitzplatz zu ergattern, während alle die, auf die das zutrifft aufstehen und sich einen anderen Sitzplatz suchen. Als der Satz fiel „Für alle weht der Wind, die nicht mehr zurück nach Deutschland wollen“, standen 4 Leute auf – und zwar meine WG. Von 28 Leuten standen wir 4 auf, was mir mal wieder gezeigt hat, wie unglaublich wohl wir uns hier fühlen und dass ich einfach die besten WG-Partner habe, die man sich nur wünschen kann! :-) 



Als wir anschließend wieder in die Schule zurückgingen, hatte ich wohl einen der bisher schönsten Momente in Ghana. Da die Kinder dachten, wir wären wieder zurück nach Deutschland gegangen, haben sie sich alle riesig gefreut uns wiederzusehen. Ein Mädchen kam sogar mit Tränen in den Augen zu mir und meinte „Madame, you are back“. Da kamen auch mir beinahe die Tränen. Vor allem aber die Fortschritte in der Culture Group waren unglaublich. Die Kinder hatten bereits einen kompletten Tanz gelernt und ich frage mich jetzt schon, wie wir das nachholen sollen. Die Kinder sind uns eindeutig ein paar Schritte voraus!  Es gibt übrigens ein paar Neuigkeiten auf unserer Seite www.aboom-culturegroup.blogspot.com

                                                          die beiden Lehrer :-)

                                         Aufwärmen/Dehnen am Anfang der Stunde




So, mehr gibt es momentan nicht zu erzählen. Ich schicke euch allen ein paar warme Sonnenstrahlen in das kalte, verschneite Deutschland.

Eure Alina

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