Januar '13

10. 01.

Weihnachten einmal ganz anders


Ich bin nun über 4 Monate, das bedeutet über ein Drittel meiner Zeit hier in Ghana, in Cape Coast, mal hier, mal dort und weiß meine Zeit hier unheimlich zu schätzen. Das Land, die Kultur,.. aber dazu später mehr.


Fangen wir mit den Tagen vor Weihnachten an. Da die Malaria-Mücke immer ordentlich zuschlägt und ich mich zunächst ein paar Tage erholen musste (mir ging es gut, allerdings ist man noch sehr lange ziemlich schwach, sodass man wenig unternehmen kann), fingen die Ferien nicht besonders abwechslungsreich, aber entspannt an. Kurz vor den Feiertagen haben Ida (die Lehrerin der dritten Klasse), Sassi und ich uns auf den Weg gemacht, um Michealina zu Hause zu besuchen. Und das war vielleicht ein Suchspiel! Leider wussten wir nicht genau, wo das Haus war, doch wenn man weiß, dass die Einheimischen in einem Viertel oft als eine große Familie bezeichnet werden können (hier kennt jeder jeden und hier ist jeder für jeden da), dann findet man den Weg schnell, wenn man sich nur durchfragt. Es war nochmal etwas ganz neues, durch die ganzen kleinen Gassen zwischen den Häusern zu gehen und zu sehen, wie die Familien leben. Einige Fragen später sind wir schließlich bei Michealina und ihrer Familie gelandet. Sie sitzt da und kann nicht viel machen. Es war schön sie endlich wiederzusehen und trotzdem ist es schrecklich zu sehen, dass ihr Zustand sich nicht bessert. Eins ist auf jeden Fall klar: dieses Mädchen ist mir langsam ans Herz gewachsen und wird mir so schnell nicht mehr aus dem Kopf gehen. An dieser Stelle vielen Dank für die Spenden an Michealina und ihre Familie! :-)


Es geht weiter: Heiligabend. Ich habe schon gehört, dass in Deutschland ähnliche Temperaturen wie hier herrschten und trotzdem war es nochmal etwas ganz anderes, ohne seine Familie kein verschneites, sondern heißes Weihnachten am Strand zu verbringen. Der Morgen fing in meiner WG mit den üblichen Leuten an. Obwohl ich meine WG mittlerweile als eine Art „Ersatz-Familie“ für mich bezeichnen kann, kam die Weihnachtsstimmung noch nicht so recht auf, was sich schließlich am Strand auch nicht besserte. Wir haben den Morgen und Vormittag mit den Heimkindern aus dem Projekt meiner Mitbewohner verbracht und ich muss euch sagen: Auch das hat was und es hat mich glücklich gemacht. Nachdem Sassi und ich anschließend zum Essen bei einer anderen WG eingeladen wurden und uns das leckere „Weihnachts-Menü“ á la Ghana-Art haben schmecken lassen, sind wir nach Hause gefahren, denn die Mission lautete dann:  Rucksack packen! Sicherlich hab ich mein Weihnachten einmal ganz anders verbracht als die bisherigen Jahre (es gab keine Geschenke, wir sind nicht in die Kirche gegangen,hier wird Weihnachten nämlich weniger am 24. gefeiert, sondern erst die beiden Tage danach, es gab kein Weihnachts-Dinner von Mama, wir haben nicht gefroren, wenn wir mit Sommerkleid raus gegangen sind) und trotzdem hat es mir gefallen. :-)

Die Kinder essen ihren Reis :-)

ordentliches Weihnachtsessen ;-)




Am 1. Weihnachtstag konnte es dann endlich, endlich losgesehen. Wie lange hatten wir schon darauf gewartet, den Rucksack aufzusetzen und einfach drauf loszufahren. Das erste Ziel: Takoradi, die Hauptstadt der Western Region. Nachdem wir ein Hostel für die Nacht gefunden hatten, unsere Rucksäcke abstellen konnten, sind wir zunächst zum Hafen (es hat mich an den Hamburger Hafen erinnert ;-) ) und dann zum „Market-Circle“ gegangen. Schließlich sind wir auf dem Balkon unseres Hostels gelandet, auf dem wir eine wunderbare Aussicht genießen konnten, denn es war Weihnachten und das hat sich bemerkbar gemacht: Die Straßen waren voller verkleideter, maskierter Menschen, die tanzten, Spaß hatten, feierten. Nicht Karneval, nein, ihr habt richtig gelesen: Weihnachten. Die Einheimischen wissen eindeutig, wie man das Fest richtig feiert! Wir standen schließlich den ganzen Abend lang auf dem Balkon, haben die Menschen beobachtet, die den Spaß ihres Lebens hatten und konnten uns selbst daran erfreuen. Und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass es einer der schönsten Momente war, die ich in diesem Land je erleben durfte. Die Freude auf den Straßen zu spüren, das hat uns angesteckt. 

Takoradi Hafen

Weihnachtsfeier auf den Straßen



unzertrennliches Team :-) mit Niemandem hätte ich so viel Spaß gehabt! <3

Anschließend ging es weiter an die Küste mit einer anderen WG, die aus 4 Mädels besteht. Wir sind jeden Abend mit dem Rauschen der Wellen im Ohr eingeschlafen. In einer Nacht sind wir 1 ½ Stunden am Strand spazieren gegangen, in der Hoffnung Schildkröten zu sehen, doch leider haben diese sich wohl vor uns versteckt. Am nächsten Morgen sind wir dann um halb 6 aufgestanden, um den Sonnenaufgang mal auf eine andere Art und Weise zu erleben, und zwar im Kanu! Es war eine Kanu-Tour der ganz besonderen Art: Die Sonne geht auf, Vögel jeglicher Art machen ihren Lärm, die kleinen Tiere wachen langsam auf. In den Bäumen sieht man riesen große Krabben. Es war wirklich wunderschön. Anschließend haben wir einen Fußmarsch hingelegt, aber was für einen! Beschrieben wurde diese Tour als „Hiking-Tour zum südlichsten Punkt Ghanas“. Hört sich alles schön und gut an, was wird leider nicht wussten: Diese Hiking-Tour bestand aus einem 6-stündigen Fußmarsch in der prallen Sonne, auf und ab (ja die Hügel haben uns echt zu schaffen gemacht), der Weg mal sandig, mal steinig, mal sind wir durch Wälder gelaufen, wie man sie zuvor auch noch nicht gesehen hat. Die Aussicht am Leuchtturm am südlichsten Punkt Ghanas war dann natürlich traumhaft schön, trotzdem war anschließend nicht mehr viel mit uns anzufangen. 

zweite Unterkunft: Green Turtle Lodge

Kanu-Tour

Rückfahrt zur Stadt Akwidaa
auf der Brücke, die "Old Akwidaa" und "New Akwidaa" verbindet

Auf geht's: die Hiking-Tour

der Weg zum Cape Three Point, in der Ferne: der Leuchtturm, unser Ziel
geschafft! Ich sag ja: die Aussicht lohnt sich


Die letzten beiden Tage haben wir dann in einem Ort verbracht, der bekannt für seinen wunderschönen Strand ist. An einem Tag sind wir zu einem anderen Ort gelaufen, lächerliche 2 Stunden Fußweg! ;-) Etwas Gutes hatte die Hiking-Tour zuvor also doch: jeder andere Weg kommt uns nun deutlich kürzer vor.

Strand in Busua

Weg nach Butre: Aussicht auf die Stadt und den Strand


Butre Strand


Die Abendstunden haben wir am Strand mit einem Affen verbracht. Die Gespräche mit den Mädels während des Sonnenuntergangs waren unvergesslich. Der Sonnenaufgang war schöner als je zuvor. Alles in einem: Es hat sich gelohnt, und wie!





Wir haben nie eine Nacht in einer Unterkunft gebucht, sondern immer vor Ort nachgefragt, haben am Tag selbst entschieden, wo es am nächsten Tag hingehen soll, haben einfach nichts geplant. Und genau das war ja das Schöne – einfach das machen, wozu man gerade Lust hat. Außerdem kann man hier ja sowieso keine guten Pläne machen, da diese meistens sowieso nicht so durchgeführt werden, wie man es sich gedacht hat. Es kommt einfach immer anders, also warum noch etwas planen? :-)

Das "Reise-Team" am Ende..



Ich habe das „Rucksack-Reisen“ ganz eindeutig für mich entdeckt. Es hat mir unheimlich viel Spaß gemacht und ich freue mich jetzt schon auf die nächsten Ferien und die spontanen Reisen!

Am 31. Dezember hörte unsere Reise auf. Zu Hause wartete auch schon Besuch aus Deutschland, denn Marcels Schwester Alicia war für 10 Tage bei uns. Im Gepäck hatte sie viele Dinge aus Deutschland, Dinge, die entweder unsere Familien ihr als Mitbringsel für uns geschickt hatten oder deutsche Dinge, von denen wir endlich mal wieder etwas im Haus haben wollten. Es war tatsächlich soweit: Meine Mitbewohner und ich konnten uns an einem Schwarzbrot mit Käse erfreuen wie ein kleines Kind. Alicia war etwas verwirrt, fand es aber schön, wie sehr wir uns für ein Käsebrot begeistern konnten. Ja, es war schön, etwas Deutsches zu essen und trotzdem freue ich mich jetzt auch wieder, darauf verzichten zu müssen, damit ich mich in 8 Monaten wieder umso mehr daran erfreuen kann! Außerdem hat Ghana essenstechnisch auch einiges zu bieten, was ich nach dem Jahr sicherlich auch sehr vermissen werde. ;-)

Noch am selben Abend gingen wir nach einem gemütlichen Abendessen (wie ich „Red Red“, ein Nationalgericht, bestehend aus Plantains und einer besondere Bohnen-Sauce, so nenn ich es mal, einfach liebe!) zum Oasis, einer Strandbar, um am Strand gemeinsam ins neue Jahr feiern zu können. Und auch der Abend war unvergesslich!

beste Silvester-Party-Crew! :-) ...man suche die Geschwister...



Bevor die Schule losging waren wir, alle Lehrer auf dem Schulgelände, zu einer traditionellen Hochzeit von Sassi’s Schulleiterin eingeladen. Die Hochzeit fand in einem wunderschönen Garten statt und auch die Gäste, jeder einzeln, waren wunderschön. Der Name des Stoffs, aus dem das Kleid oder das Hemd des Gasts geschneidert werden sollte, wurde von dem Brautpaar vorgegeben. Diesen Stoff gibt es allerdings in sämtlichen Farben und Arten. Umso schöner sahen all die Gäste in ihren maßgeschneiderten, individuellen Kleidern und Hemden aus. Eigentlich haben wir mittlerweile gut gelernt, zu warten, warten und warten. Doch auf der Hochzeit wurde unser Durchhaltevermögen dann nochmal getestet, denn hier kann es auch mal 5-6 Stunden dauern, bis man die Braut und den Bräutigam zu sehen bekommt und die Zeremonie beginnt. Die Zeremonie war dann innerhalb einer guten Stunde vorbei und nach dem leckeren Buffet ging es wieder Richtung Cape Coast, da die Hochzeit etwas außerhalb stattfand. Ich muss gestehen, dass der Tag anstrengend war, trotzdem bin ich wieder eine Erfahrung reicher. Die Hochzeit war trotz des langen Wartens sehr schön und ich würde immer wieder so lange warten, um dann das glückliche Brautpaar sehen zu können! 




Vorgestern hat nun wieder die Schule angefangen. Am ersten Schultag ist es üblich, dass die Kinder sämtliche Klassenräume und den Schulhof sauber machen, um am nächsten Tag dann wieder mit dem Unterricht beginnen zu können. Wir haben uns alle sehr gefreut, uns wiederzusehen und wieder ist mir bewusst geworden, wie sehr ich die Kinder bereits in mein Herz geschlossen hab, da sie mir in den Ferien schon irgendwie gefehlt haben. Jetzt kann es also wieder losgehen und in den nächsten Tagen können wir aufgrund der vielen Spenden die Trommeln für die Culture Group kaufen, um dann auch mit dem Projekt beginnen zu können. Tausend Dank an all die Spender! Wir sind sprachlos über die positive Rückmeldung und sich euch allen wirklich unendlich dankbar! :-)

Auf geht’s ins neue Jahr. Ich wünsche euch allen für das Jahr 2013 alles erdenklich Gute, viel Gesundheit und Glück! Lasst es euch so richtig gut gehen und vergesst nie, euch stets Zeit für euch selbst zu nehmen. Ich hoffe, ihr seid alle gut reingekommen. Ich war in Gedanken bei euch. :-)

1 Kommentar:

  1. Liebe Alina Efua:-)), Dein blog ist immer wieder und wieder und.....sehr, sehr schön zu lesen. Die tollen Fotos runden das Ganze ab und am liebsten säße ich im nächsten Flieger, um Dich zu besuchen!:-)
    Deine Mama,iluvDss:-)

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