Juli '13



04.07.

Ghana oye fe pa paa pa!

 

Heute sind es auf den Tag genau 10 Monate. 10 Monate in einer wundervollen Kultur. Ghana is very beautiful!

Seit ca. 3 Wochen habe ich nun auch endlich den seit Monate erwarteten Besuch. Meine Miri in Ghana, unglaublich. :-) Endlich kann ich einer Freundin aus Deutschland alles zeigen: das Haus, in dem ich mit meiner WG in dem ruhig gelegenem Nkanfoa lebe, die Schule, mein Arbeitsplatz mit all den wundervollen Kindern und Lehrerkollegen-/innen, den Markt, auf dem man manchmal verloren gehen kann, den Strand keine 5 Minuten von der Innenstadt entfernt und vieles mehr. Und schon wieder wird mir bewusst, was für ein schönes Leben ich doch eigentlich hier lebe. Ich würde sogar sagen, dass ich mein Herz ein Stück weit hier verloren habe!


                                 Ausblick auf Cape Coast von dem "Fort William"


Nach ausführlichen Stadtrundführungen und einer Woche Schule (Madame Mirjam tut sich sehr gut als Sportlehrerin ;-) )ging es dann am Freitag vor 2 Wochen mit „meiner“ dritten Klasse in den Kakum Nationalpark. Schon länger hatte ich geplant, meiner Klasse sozusagen als Abschiedsgeschenk einen Klassenausflug zu schenken. Und wann könnte ich es besser machen, als jetzt, wenn Miri zu Besuch ist. Es war ein Tag, den ich niemals vergessen werde. Den ganzen Tag ein Auf und Ab an Gefühlen: „Es ist immer so schön, Zeit mit den Kindern zu verbringen und das Strahlen in ihren Gesichtern zu sehen.“ (Viele von ihnen waren während der Busfahrt dorthin schon völlig begeistert von der Umgebung, da sie meist nicht weit kommen) und andererseits dieses schreckliche Gefühl „Sie werden mir alle so unglaublich fehlen und bald ist das Abschiednehmen an der Reihe.“ Ich dachte so oft an diesem Tag, dass ich einfach nicht weg will. Aber wie heißt es doch so schön: „Man soll gehen, wenn’s am schönsten ist.“ Ich habe den Tag sehr genossen und viel Spaß mit den Kindern gehabt. :-) 

                                                     Kurze Einführung im Museum am Anfang
                                            auf den Waldspaziergang warten...
                                            Canopy-Walkway :-)
                                                       der Regenwald
                                                 die Kinder warten schon gespannt im Bus..


                                                einmal durch den Wald
                                 kleine Verstärkung nach dem Waldspaziergang
                                 auf der Rückfahrt.. das spricht für sich ;-)




In der zweiten Woche ging es dann mal wieder los Richtung Westen. 8 Tage Strand und Sonne pur. So, wie man sich einen entspannten Urlaub vorstellt. Und das Glück war ganz klar auf unserer Seite: Zum einen haben wir anscheinend die perfekte Regenpause ausgenutzt (es hat in den 8 Tagen einmal kurz geregnet) und zum anderen sind wir ganz lässig dem Wasserausfall im Haus entkommen (das Wasser ging ein Tag, nachdem wir gefahren sind und kam an dem Tag, als wir kamen wieder). Jeden Tag an einem anderen Ort. Beispielsweise waren wir in Beyin und sind von dort aus zu einem Stelzendorf gepaddelt. Ja richtig, ein Dorf auf Stelzen, sozusagen im Wasser stehend. Allein die Fahrt dorthin war ein Abenteuer: während ich mit unserem ghanaischen Begleiter paddelte, schöpfte Miri das Wasser, das in das Boot lief, aus. Außerdem paddelten wir zweimal durch einen Dschungel, was ein unbeschreiblich schönes Gefühl war. 450 Menschen leben also auf Stelzen, irgendwo im nirgendwo. Wenn sie etwas brauchen, müssen sie eben in ein Boot steigen und zu ihrer Farm oder in das nächste Dorf zum Markt paddeln. Und es gibt sogar eine Grundschule, bestehend aus 6 Klassen. Eine sehr beeindruckende Fahrt!

                                     unser Schlafplatz direkt am Meer "auf Stelzen"



                                                    die Grundschule



Am nächsten Tag ging es dann zum „Ankobra Beach“, einer der 10 schönsten Strände der Welt, so wie er manchmal angepriesen wird. 

                                    Spaziergang in das nächste Dorf..


Dann weiter nach Princes Town. Eine Stadt an der Küste, in der die berühmteste deutsche ehemalige Sklavenburg liegt, auf der wir übernachten konnten. Draußen, unter einem Moskitonetz mit Blick auf die ganze Stadt und das Meer. Ein Traum! Bei einer Kanutour auf einer nahegelegenen Lagune sollten wir eigentlich viele Affen in den Bäumen sehen, doch leider zeigte sich uns nur ein Affe (der uns dann allerdings gut unterhalten konnte). Ebenfalls eine sehr schöne Fahrt.


                                            Groß-Friedrichsburg


                                              Finde den Affen!




 Schließlich weiter in die Green Turtle Lodge und nach Busua, wo ich bei meiner damaligen Reise in den Westen schon einmal war. Das Schöne dieses Mal: Wir hatten jedes Mal den Strand so gut wie für uns alleine, denn Regenzeit ist normalerweise nicht gleich Reisezeit. Glück gehabt :-)
Es war mal wieder eine unvergessliche Reise mit vielen schönen Momenten. :-)



Am 1.Juli war in Ghana dann nationaler Feiertag. Und wie es auch schon am Ostermontag der Fall war, versammelten sich viele, viele Ghanaer am Strand und in dem Oasis Beach Resort, um dort den Feiertag ausgelassen zu feiern. Pro Ghana!

Viel mehr bleibt mir nun nicht zu sagen, außer: Janina, ich freue mich schon auf dich! Samstag ist es soweit, dann sind wir endlich wieder zusammen in Ghana ;-) Da wir zusammen in Ghana „aufgewachsen“ sind, ist es irgendwie noch einmal etwas ganz besonderes, gemeinsam in Ghana zu sein. :-)



31.07.

Abschied zu nehmen ist nie einfach




Nun folgt der wahrscheinlich vorletzte Blogeintrag aus Ghana. Ich hoffe doch zumindest, dass ich es noch schaffen werde, einen letzten Eintrag kurz bevor ich fliege zu schreiben.

Der zweite Besuch aus Deutschland war auch schon hier und nun bin ich wieder allein. Naja, so ganz allein ja dann auch nu wieder nicht…
Wir hatten eine wundervolle gemeinsame Zeit und ich bin froh, dass wir wieder zusammen in Ghana waren, Janina! Nachdem ich immer erschöpfter wurde (nicht böse gemeint, aber Besuch kann auch anstrengend sein ;-) ), hat mich Janinas Begeisterung noch einmal angesteckt. Ich fand es toll, wie sehr sie sich hier wohl gefühlt hat und wie sehr sie von allem begeistert war. Vor allem die Menschen haben sie in ihren Bann gezogen, aber wie kann man beispielsweise den Kindern, die mit einem spielen wollen auch widerstehen? Kaum möglich würde ich mal sagen. Das Wochenende haben wir in Busua verbracht und hatten besonders Spaß dabei, den Einheimischen deutschen Wörtern beizubringen (das Wort „Eichhörnchen“ ist dabei mein Favorit), so wie diese unsere Aussprache bestimmter Fanti-Wörter ebenfalls sehr amüsant fanden.





                           


Nachdem ich Janina an einem Freitag zum Flughafen gebracht hatte, verbrachte ich das Wochenende in Accra. Meinen Samstag habe ich auf dem „Arts Market“ bei einheimischen Freunden verbracht. Einer der ganz besonderen Tage in Ghana, die ich nicht vergessen werde. Einen Tag lang nur mit Ghanaern zu verbringen und wieder dieses Gefühl, nicht zurück nach Deutschland zu wollen. Mir hat es besonders gut gefallen, deren Alltag einmal zu erleben. Dieser bestand hauptsächlich darin, die „Obrunis“ zuzuquatschen und ihre Sachen verkaufen zu wollen. Nur dieses Mal war ich Außenstehende und konnte mich vor Lachen kaum halten. Sehr interessant außerdem, welche Preise hier verhandelt werden. Kein Wunder, dass ich immer erst einen unerschwinglich hohen Preis hören muss, bevor ich verhandele. Zwischendurch  habe ich mich mit muslimischen Freunden über ihre Religion unterhalten und schließlich ihr 6-Monate-altes Kind auf dem Schoß gehabt, während diese in ihrem Shop gebetet haben. Erstaunlich wie viele Menschen mir geglaubt haben, es handele sich dabei um mein Kind! Schließlich waren wir Fufu essen und abends noch das Nachtleben Accras ein wenig kennenlernen. Diesen Tag werde ich definitiv immer in Erinnerung behalten. Immer wieder schön, so herzlich von einer neuen Runde Ghanaern aufgenommen zu werden.

Schließlich stand die letzte Schulwoche an. Eine Woche, vor der ich mich schon lange gefürchtet hatte. Eine Woche, die daraus bestand, die letzten Stunden mit den Kindern zu genießen. Auf dem Tagesplan standen dabei Armbänder flechten, Luftballons mit Murmeln füllen und aufpusten, in einem großen Klassenraum mit allen Kindern zusammen über einen Beamer „Mr.Bean“ gucken… und natürlich unser großer Tag, den wir wochenlang organisiert hatten. Alle Lehrer, Schüler- und Schülerinnen, 3 verschiedene Culture Group-Gruppen und der Culture-Koordinator aus Cape Coast kamen zusammen. Es wurden Reden gehalten (ja auch wir haben unsere Rede erfolgreich hinter uns gebracht) und Tänze aufgeführt. Dieser Tag diente vor allem dazu, unsere Culture Group offiziell zu machen. Wir bekamen unsere Urkunden und schließlich konnten die Kinder die neuesten Azonto-Hits genießen. Ein toller Tag, ganz klar, aber traurig ja irgendwie auch.. Der traurigste Tag folgte dann allerdings. Der letzte Schultag. Ida hat die Kinder für mich singen lassen und die Kinder haben mir in einer großen Runde ganz viel zum Abschied gesagt. Und dann die Abschluss-Assembly. Eine Lehrerin nahm mich an die Hand und ließ vor der gesamten Schule mein Jahr Revue passieren. Sie dankten mir und sangen noch einmal für mich. Die Abschieds-Geschenke wurden mir überreicht und schließlich fiel mir die halbe Schule in die Arme, alle ein paar Tränen vergossen. Teilweise musste ich den Schülern versprechen, dass ich wiederkomme, damit sie aufhörten zu weinen. Ein sehr berührender Moment, der allerdings so schrecklich traurig war, dass ich jedes Mal einen Kloß im Hals bekomme, wenn ich daran denke. Am meisten werden mir die Kinder fehlen, so viel steht fest. 





Ferien = Ruhezeit? Von wegen! Ich habe noch so viel vor, bevor es wieder Richtung Heimat geht. Vor allem aber kümmere ich mich momentan um einen Jungen aus meiner Klasse, der mich täglich besucht und dessen Schicksal ich immer besser kennenlerne. Er wurde mit 5 Jahren nach Ghana gegeben, seine Eltern blieben in Nigeria zurück und seit dem hat er keinen Kontakt mehr zu ihnen. Als seine Großmutter, bei der er untergekommen war, starb, musste er sich selbst einen neuen Schlafplatz suchen. Nun weiß ich auch, warum er damals 2 Monate nicht in der Schule war… Die einzige Verwandte, die er noch in Ghana hat, kann sich nicht um ihn kümmern. Ich habe mich selbst von seiner Situation überzeugen lassen und seine einzige Verwandte kennengerlernt. Er sei ein „Streuner“, der sich jeden Tag einen neuen Schlafplatz sucht, manchmal vergeblich. Eines Abends stand er vor meiner Haustür und fing schrecklich an zu weinen, als ich ihm sagte, er könne nicht bei mir schlafen. Er erzählte mir, dass er für diese Nacht keinen Schlafplatz hat und erst als ich mich am nächsten Tag selbst überzeugt hatte, kam ein schreckliches Schuldgefühl in mir hoch. Ich hätte mich viel früher um diesen Jungen kümmern müssen. Wir sind nun dabei zu klären, ob er so schnell wie möglich in ein Kinderheim kann.

So viele Schicksale, von denen man keine Ahnung hat. Ein Schicksal, das mir mal wieder zeigt, wie ungerecht diese Welt doch ist.



Noch mehr Fotos:

                                                     Ida,  meine Ghana-Sister <3
       Joseph, unser ICT-Lehrer und ich... leider ist aus uns doch nichts mehr geworden, obwohl Ida und Gloria alles versucht haben.. ;-)
                                            wundervolle Mädels aus der vierten Klasse, ich werde euch nie vergessen!
                                                             Lousia, eine tolle Freundin
                                                          die letzte Morgen-Assembly...

1 Kommentar:

  1. Liebe Alina, auch wenn es dir in Ghana so gut gefällt und deine Berichte und Bilder unglaublich sind, wir warten alle wieder darauf, dich in die Arme zu nehmen.

    Dein Papa

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